MOX NOX
Bald kommt die Nacht
SILKE HÖPPNER
ZEICHNUNG
Ausstellung 14. Dezember 2024 – 16. Februar 2025
VERNISSAGE
Freitag, 13.12. 2024 19 Uhr
Begrüßung: Holger John
Musik: Andreas „Scotty“ Böttcher, Vibraphon
Gedanken zur Kunst: Michael Ernst
Ein Versuch über …
„Kann die Sensibilität meiner Hand, vermittelt durch ein Malutensil, in einen künstlerisch fruchtbringenden Dialog mit dem Zeichengrund treten?“
Ich weiss nicht, ob sich Silker Höppners Kopf jemals diese Frage über ihre Hand gestellt hat. Ich sehe aber angesichts ihrer Blätter, dass die Frage zu stellen ist. Und, diese Frage wird durch die dunklen Materialabreibungen auf den maschinengeschöpften Papieren bildlich und sehend über ihre wahrgenommenen Phänomene auch sprachlich aufscheinend beantwortet: unzweideutig Ja!
Mein Auge dringt in die dunklen Höhen und hellen Tiefen ihrer Blätter, sieht die Struktur ihres Zeichengrundes und detektiert, dass auch motivische Intentionen das Wahrnehmungsorgan leiten, die Hand führen, das Hirn steuern und die Zeichnungen so zu Werken der unbedingten Anschauung werden lassen. Landschaften dringen beispielsweise als zu Erinnerndes vor die Oberfläche der Zeichnungsträger, spiegeln sich gleichsam in den Vordergrund ihrer materiellen Existenzgrundlage, sublimieren das Gegebene und bilden mithin unvermittelt einen Vorschein im Nichtsein.
Schein wird Sein!
Denn unentscheidbar wird es vor Silke Höppners Papieren, ob ich eine Zeichnung sehe oder eine Landschaft, ob eine gezeichnete Landschaft aufscheint oder eine landschaftlich geformte Malutensilabreibung in Zeichenform ihr bloßes Sein behauptet.
Denn eine Landschaft ist eine Landschaft und eine Zeichnung eine Zeichnung – nur eine Landschaft und nur eine Zeichnung.
Bei Silke Höppners Papierarbeiten wird aus diesem unauflösbaren Henne-Ei-Ei-Henne-Dialog eine unscheidbare Einheit – vor der gezeichneten Landschaft oder der landschaftlichen Form sehe ich die Zeichnung gleichermaßen wie die Landschaft und vice versa!
DANKE, mir bisher nicht gekannte Künstlerin!
Ich bleibe an den Bildern, träume mich in ihre Landschaften und denke an Edward Hoppers und Georges Seurats Zeichnungen … und realisiere (auch), dass mir die Motive abhanden gekommen sind bei dem Versuch, zu sehen, welchen Dialog die Hand auf dem papiernen Zeichengrund gestiftet hat!
Raimund Stecker
https://de.wikipedia.org/wiki/Raimund_Stecker
Die Galerie Holger John zeigt zuletzt entstandene Pastell- und Kohlezeichnungen der Dresdner Künstlerin Silke Höppner. Charakteristisch für ihre Helldunkel-Modellierungen ist vor allem die Auflösung des Linearen.
Die Motive haben nichts Auffälliges: schlichte Wiesen, Baumreihen, menschenleere Ufer- und Hafenansichten, grasende Pferde, Dächer und Baumwipfel – sie sind beinahe zu abstrakten Strukturen verflüchtigt. Dabei stellt sich immer wieder die Suggestion ruhig-nächtlicher Landschaft ein. Nicht greifbare Gegenstände werden wiedergegeben, sondern Formen gezeigt, als wären sie in Auflösung oder erst im Entstehen begriffen.